Geschichte

Kurzer geschichtlicher Überblick

Neubeschenowa liegt 14,5 km nordwestlich von Temeswar, eine Ortschaft, die das gleiche Schicksal hatte wie viele Banater Dörfer, deren Boden schon Wohnsitz der verschiedensten Stämme, der Daken, Goten, Hunnen, Gepiden, Avaren, Serben, Slowenen und Türken war, die sich durch die Jahrhunderte im Kampf gegeneinander aufrieben und verdrängten oder teilweise auch vernichteten.
Der Name beweist, dass hier dereinst ein von Petschenegen (Angehörige eines türkischen Nomadenvolkes) besiedelter Ort bestand und nach diesen den Namen Bessenovo durch die in unserer Heimat sesshaften Slowenen erhielt.
Im Jahre 1241 drangen die Mongolen ein und gaben unsere Provinz einer schändlichen Verwüstung preis. Im 15. Jh. wurde sie von den Türkenüberfällen heimgesucht, deren Herrschaft im Banat erst 1716, nach 164 Jahren, durch die Truppen Prinz Eugens von Savoyen ein Ende gesetzt wurde. Inzwischen aber war es zu einer völligen Verarmung und Entvölkerung gekommen.
Die Felder lagen versumpft da, überall gab es Gewässer und Moraste.
Nach der Befreiung von der osmanischen Herrschaft musste alles von Grund aus neu geschaffen werden. Feldmarschall Graf Mercy wurde mit der Regierung des Landes betraut. Eine Hauptaufgabe für ihn war vor allem die Besiedlung und Urbarmachung des Banates. Er zog zunächst Einwanderer aus Deutschland, aus seinem Geburtsland Lothringen, in die ihm anvertraute Provinz.

Die Ortschaft Neubeschenowa wurde zwischen 1748 und 1764 angesiedelt. Die Menschen kamen größtenteils zu Schiffe auf der Donau. Im Laufe dieser Zeit kamen immer wieder größere oder kleinere Gruppen von freiwilligen Reichskolonisten, die sich in unserer Gemeinde angesiedelt haben. Neben diesen gab es auch unfreiwillige Einwanderer, die gewaltsam deportiert wurden.
So wurden wegen auftretender Unruhen der Salpeterer aus dem Hauensteiner Land im Schwarzwald mehrere Familien ins Banat zwangstransferiert. Dies sollte zur Abschreckung der Verbliebenen dienen. Zu Beginn des Jahres 1748 begab sich ein gewisser Johann Oßwald, der sich schon über 20 Jahre im Banat aufhielt, in seine einstige Heimat Lothringen und erbot sich, von dort Ansiedler mit in das Banat zu bringen.
Dieser Oßwald hat zahlreiche Familien angeworben und sich mit ihnen in Beschenowa niedergelassen. Er kam bereits Anfang Juni 1748 mit 60 deutsch-lothringischen Familien (290 Seelen) aus den Gegenden von Mainz und Trier in Wien an. Sie wurden am 15. Juni mit zwei Flussfrachtschiffen ins Banat befördert und zwar bis Peterwardein und von dort bis Titel. Von Titel aus wurden sie auf Flössen den Begakanal aufwärts gefahren.
Am 28. Juni kamen sie in Großbetschkerek an und brachen am 30. Juni nach Temeswar auf. Von Temeswar wurden sie mit Wägen nach Beschenowa gebracht und machten sich hier ansässig.
Das Leben war nicht leicht auf diesem sumpfigen Boden, und viel Mühe kostete es, ihm ein bisschen Ackerland abzugewinnen. Dazu wurde die Bevölkerung größtenteils vom Sumpffieber heimgesucht und viele wurden vom Tod dahingerafft.
Dabei überlebten meistens Einwanderer aus der zahlenmäßig größeren Gruppe der Südmoselfranken aus dem Trierer Raum, die auch dem ungesunden Klima gegenüber widerstandsfähiger waren. Die geschichtliche Entwicklung des 20. Jh. auf Weltebene und Landesebene hat sich auch auf die Banater Dörfer und die dort lebenden Menschen ausgewirkt.
So kam es in der Nachkriegszeit zu einem Geburtenrückgang. Auch wurden nach 1944 rumänische Bevölkerungsgruppen in Neubeschenowa angesiedelt. Durch den Krieg wurden Familien auseinandergerissen und in der Nachkriegszeit wurden fundamentale Menschenrechte verletzt.
Auch die Eigentumsverhältnisse wurden gravierend verändert. In den fünfziger Jahren begannen die ersten Familienzusammenführungen und in den siebziger Jahren begann die erste große Welle der Auswanderung.
Ab dem Sturz des Ceausescu-Regimes im Dezember 1989 begann die zweite und letzte große Auswanderungswelle.
Um die Jahrtausendwende lebten nur noch vereinzelte deutsche Familien in Neubeschenowa.
1750-1751 Kirchenbau.Schutzpatron der Kirche ist der Heilige Wendelin. Der Ortsname Neubeschenowa kommt auf, um es von dem ebenfalls im Banat liegenden bulgarischen Altbeschenowa zu unterscheiden.
1764 Kauf einer ersten Orgel
1765 Erste Glocke zu Ehren des heiligen Georg in Graz gegossen.
1767 Erste Kirchturmuhr.
1779 Zuteilung des Banats zur ungarischen Komitatsverwaltung, Beschenowa kommt zum Bezirk St. Andres.
1788-1790 Türkenkrieg
1880 Gemeinde kauft drei neue Glocken
1824 Grundstein zum neuen Pfarrhaus wird gelegt
1832 Kauf einer neuen Orgel
1834 Bau eines neuen Schulgebäudes
1838 Neuer Friedhof wird eingeweiht
1844 Errichtung der Rochuskapelle auf dem Friedhof
1848-1849 Ungarische Revolution; 09.08.1849 Entscheidungsschlacht des Revolutionskrieges bei Neubeschenowa
1851 Neue Hausnummern werden vergeben
1852 Neues Grundbuch für die Gemeinde wird angelegt
1856 Erste Primiz eines Ortskindes, Dr. Alois Ebner, der spätere Theologieprofessor
1857 Aufstellung des großen Eisenkreuzes vor der Kirche
1858 Geldumstellung von der Wiener auf die österreichische Währung; 1 Gulden WW = 60 Kreuzer; 1 Gulden ÖW = 100 Kreuzer
1859 Die Gemeinde umfasst 404 Häuser
1866 Krieg zwischen Österreich und Preußen. In der Ortschaft wird ein Notspital für 32 Verwundete des Feldzuges eingerichtet.
1867 Ausgleich“ zwischen Wien und Budapest. Die Monarchie besteht von jetzt ab aus zwei Reichshälften.
1873 Neues Gemeindegesetz; Gemeindevertreter werden durch geheime Wahl gewählt
1895 Eröffnung der Eisenbahnlinie Temeschwar-Großsanktnikolaus
1906-1908 Auswanderung nach Amerika; 325 Neubeschenowaer wandern aus, 65 kehren zurück. Die Ausgewanderten senden 375000 Kronen in die Heimat.
1913 Am 29. 06. wird in Temeswar der am 17.03.1889 in Neubeschenowa geborene Josef Nischbach zum Priester geweiht.
1914-1918 Erster Weltkrieg. Ca. 127 Männer fallen oder werden vermisst.
1915 Auf der Gemeindehutweide wird eine Fliegerhalle (Zeppelin) erbaut. Nach Abzug der deutschen Truppen 1919 wird die Fliegerhalle von Privatpersonen unsachgemäß abgebaut, daher bricht sie am 15.05. zusammen. Dabei gibt es viele Verletzte und fünf Tote.
1932 Primiz von Schmidt-Pfarrer
1939-1945 Zweiter Weltkrieg. In der rumänischen Armee fallen 37 Männer aus unserer Gemeinde, in der deutschen Armee ca. 83 Männer.
1944 Zwischen 29.09. – 10.10. hat man alle Bewohner nach St. Andres evakuiert. In dieser Zeit werden die Häuser alle von den Russen ausgeplündert und das Vieh wird weggetrieben. Im September flüchten 19 Familien in den Westen.
1945 Im Januar werden 297 Frauen und Männer zur „Aufbauarbeit“ nach Russland deportiert. Davon sterben 68 Personen in den Kohlengruben der Ukraine. Im Juli kommen die ersten rumänischen Kolonisten in die Gemeinde. Enteignung der deutschen Bevölkerung.
1950 Gründung der Kollektivwirtschaft
1951-1956 Deportation von 62 Familien in die Baragansteppe. Von den deportierten 170 Personen kommen 22 nicht mehr zurück.
1959 Pfarrer Hans Schmidt leitet die Kirchengeschäfte bis zu seinem Tod 1980.
1962 In der ehemaligen deutschen Gemeinde leben neben 1280 Deutschen 1200 Rumänen.
1966 In Neubeschenowa leben 1310 Deutsche.
2000 In Neubeschenowa leben nur noch vereinzelt deutsche Familien.
   



Karin Müller-Franzen (In Anlehnung an die Chroniken über Neubeschenowa von Franz Wettel (1930) und Anton Peter Petri (1963) sowie Zusammenstellung von Edith Achim)